50 Jahre jung, mit 410 Mitgliedern auf Platz drei

Schöppingen. Der Heimat fest verbunden, im Glauben tief verwurzelt und der Pflege regionalen Brauchtums verpflichtet diese Leitlinien hatten die 106 Gründungsmitglieder der Schützenbruderschaft St. Peter und St. Paul 1956 fest vor Augen, als sie nach einem über zwei Jahrhunderte währenden Dornröschenschlaf den Verein im Obertor, dessen Erstgründung auf das Jahr 1765 datiert, wieder ins Leben riefen. Grundsätze, die auch heute noch uneingeschränkt gelten und die die Schützen beim Jubiläumsschützenfest der 50-jährigen Wiederkehr der Neugründung nach dem Krieg zum Ausdruck bringen wollen.
Zum großen Kommersabend mit Zapfenstreich am 30. Juni (Freitag) erwartet die Bruderschaft zahlreiche Gäste im Festzelt auf dem Mühlenwall. Es schließt sich der sich steigender Beliebtheit erfreuende Seniorennachmittag an selbiger Stelle am 1. Juli ab 14.30 Uhr an. Einen Tag später findet der Höhepunkt der Feierlichkeiten im Obertor statt: das Jubiläumsschützenfest auf dem Hof Pohlkemper. Dort werden die Nachfolger des amtierenden Regentenpaares Rüdiger Kremser und Waltraud Haase ermittelt.
Schon seit Ende des vergangenen Jahres ist der Festausschuss unter Leitung von Hauptmann Dieter Hermes mit der Vorbereitung des Jubiläums beschäftigt. Dem Gremium gehören neben ihm Vorsitzender Rainer Wilming, dessen Stellvertreter Heiner Elfring, Kassierer Martin Rehring, Geschäftsführer Helmut Möllenkotte, Ehrenvorsitzender Bernhard Hötker sowie die Ehrenvorstandsmitglieder Hermann Frenkert und Heinrich Rehring an. Indes: So umfangreich sich diese auch darstellen, die Erstellung einer Festschrift ist damit vorerst noch nicht verbunden. Die Aufarbeitung der langen Vereinsgeschichte haben sich die Schützen für ihr großes Jubiläum, das 250-jährige Bestehen, auf die Fahnen geschrieben. Aus Anlass des bevorstehenden kleinen Jubiläums werfen die WN schon vorab einen Blick zurück. In der heutigen Folge wird die Anfangszeit der Bruderschaft beleuchtet.
410 Mitglieder, davon viele unter 30 Jahre, zählt die Schützenbruderschaft im Jubiläumsjahr – damit steht sie in der Reihe der mitgliederstärksten Vereine in der Vechtegemeinde nach der kfd und dem ASC immerhin an dritter Stelle. Eine Entwicklung, von der die Gründungsväter in den 50er Jahren wohl nicht zu träumen gewagt hatten. Die Motivation der Wiederbelebung erfolgte seinerzeit auch aus der offenbar schon seit längerem bestehenden Rivalität der Bürger des Obertores zu denen der übrigen Stadt. Über Jahre schoss man oftmals widerwillig beim Bürgerschützenverein von 1720 mit, nahm den langen Marschweg bis zur Vogelstange bei Woestmann in Kauf. 1956 aber war man dieser Situation dann endgültig überdrüssig: Unter Führung von Gerhard Nollmann, Leiter der extra gegründeten Interessengemeinschaft Neuer Schützenverein, wurde in der Gaststätte Viefhues-Schlattmann ein eigener Verein im Obertor aus der Taufe gehoben, den man zunächst Schützenbruderschaft Schöppingen nannte. Zum ersten Vorsitzenden bestimmte die Versammlung den Landwirt Antonius Hüntemann, der wenig später beim Premierenschützenfest Schützenkönig wurde. Die erste Satzung nannte als vorderste Aufgabe des neugegründeten Vereins die Förderung der gegenseitigen Achtung, Freundschaft und des gegenseitigen Zusammenhalts.
Ähnliche Ziele wenn auch sprachlich anders ausgedrückt hatten die Bürger des mittelalterlichen Schöppingen, die den Vorgängerverein 1765 gründeten. Im Pfarrarchiv der Brictiusgemeinde existiert das Original einer Bittschrift an den Fürstbischof von Münster, Max Friedrich, in der Bürger darum bitten, die im Städtchen Schöppingen zur Ehre Gottes, zum Trost der armen Seelen der verstorbenen Mitglieder und zur Erbauung des Volkes gegründete Bruderschaft unter dem Schutz und der Fürsprache der Apostel Petrus und Paulus zu bestätigen. Offenbar zeigte sich der Fürstbischof, auch Kurfürst von Köln und damit einflussreicher weltlicher Herrscher, angetan von dem Vorhaben der Schöppinger, denn wenig später gab er dem Wunsch in einem Antwortschreiben statt. Die junge Bruderschaft nahm in den Folgejahrzehnten eine gute Entwicklung.
Dann aber ließ, wie es in einer Chronik heißt, Anfang des 19. Jahrhunderts der Zuspruch aus verschiedenen Gründen nach. Ganz zum Erliegen kam das Vereinsleben, als 1852 der Präses verstarb. Die geistige Führung spielte seinerzeit eine große Rolle in der Bruderschaft. Trotz einer Bittschrift an den Bischof, doch einen Nachfolger zu benennen, fand sich dieser nicht der Anfang vom vorläufigen Ende war besiegelt . . .

17.06.2006  |  Quelle: Westfälische Nachrichten (Schöppingen)